Danzig 2013

Am 24. und 25. Juni 2013 folgten über 70 ExpertInnen aus ganz Europa der Einladung von TRANSFORuM zum ersten Joint Forum Meeting in Danzig. Die Hälfte der TeilnehmerInnen waren externe Stakeholder unter anderem auch CEOs führender Verkehrsunternehmen, wichtige RepräsentantInnen von Behörden und auch politische EntscheidungsträgerInnen wie Pawel Stelmaszczyk, Leiter der Abteilung Intelligent Transport Systems im DG Move der Europäischen Kommission. 

Alle TeilnehmerInnen brachten ihre praktische Erfahrung in die Diskussionen der folgenden Themen ein: 

  • Sauberer Stadtverkehr und CO2-freie Stadtlogistik
  • Verlagerung von Straßenfrachtverkehr auf die Schiene und den Wasserweg
  • Vervollständigen und Erhalten des europäischen HSR-Netzwerks
  • Ein europäisches multimodales Informations-, Management- und Bezahlsystem 

Dies sind vier Schlüsselziele (Nr. 1, 3, 4 und 8) des EU Weißbuchs von 2011, zu dessen Umsetzung TRANSFORuM beitragen wird. 

Die Veranstaltung startete mit einer äußerst informativen Keynote von Prof. Monika Bak von der gastgebenden Universität Danzig mit dem Titel "EU transport policy from the perspective of the White Paper 2011". Die zweite Keynote zum Thema "Civil society and the EU White Paper on transport policy – the EESC experience" kam von Stefan Back. Darin erklärte er unter anderem das Aufgabenfeld der neu formierten "Permanent Study Group White Paper Implementation" im Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss.

Danach teilten sich die TeilnehmerInnen in vier thematische Workshops auf und beteiligten sich an vier parallelen moderierten Diskussionen. Kernaspekt am Nachmittag des 24. Juni war die Identifikation und Verifikation wichtiger politischer Strategien, Akteure, Fördermechanismen und Trends. Die vier Workshops wurden am 25. Juni mit Diskussionen über Barrieren und Herausforderungen fortgesetzt und wie diese zu überwinden sind. 

Die Leitfragen am ersten Tag (24. Juni) für alle thematischen Gruppen umfassten:

  • Was sind die wichtigsten (politischen) Maßnahmen auf den verschiedenen Ebenen für die Umsetzung des Weißbuchs?
  • Welche relevanten Fördermittel und -mechanismen existieren bereits? Welche fehlen?
  • Wer sind die etablierten Akteure und welche Neuen könnten in Zukunft eine wichtige Rolle spielen und großen Einfluss haben?
  • Welche Trends werden zukünftige Entwicklungen (2030/2050) maßgeblich beeinflussen? 

Die Leitfragen am zweiten Tag (25. Juni) waren folgende:

  • Was sind die Barrieren auf dem Weg zur Umsetzung der Ziele des Weißbuchs?
  • Wie können diese Barrieren zusammengefasst und verstanden werden? Wie stehen sie in Beziehung zueinander?
  • Welchen Herausforderungen müssen wir uns stellen?
  • Wer hat was mit wem bis wann zu tun, um die Herausforderungen zu überwinden? 

Eine ganzheitliche und durch Stakeholder präzisierte und verifizierte Ansicht zu diesen Fragen und Themen ist essentiell für die Entwicklung der Roadmaps und Empfehlungen in den späteren Arbeitspaketen. Die Kernaussagen der Diskussionen wurden dem Plenum am Dienstag vor dem Mittagessen präsentiert. Danach hatte Prof. David Banister von der Transport Studies Unit der Universität Oxford Gelegenheit zu seiner „lunch-time“-Keynote "TRANSFORuM: Challenges and Opportunities".

Das Meeting fand komplett im Rahmen der Chatham-House-Regel statt. Das bedeutet, dass die TeilnehmerInnen die erhaltenen Informationen nutzen können, sie aber weder die Identität noch die Zugehörigkeit einer SprecherIn oder die irgendeiner anderen TeilnehmerIn preisgeben dürfen. Diese Regel wurde eingeführt, um wirklich freie Diskussionen über alle relevanten Themen zu ermöglichen und auch sensible und kontroversielle Ansichten zum Ausdruck bringen zu können. Tatsächlich war der Dialog in allen vier Gruppen von einer sehr kollegialen Atmosphäre gekennzeichnet und half dem TRANSFORuM-Team wesentlich beim Verstehen von Schlüsselaspekten.

Keynotes

Die folgenden TeilnehmerInnen versorgten die WorkshopteilnehmerInnen freundlicherweise mit Input und Reflektionen:

Minutes

Im Rahmen des Bekenntnisses von TRANSFORuM zu voller Transparenz und Verantwortlichkeit präsentieren wir Ihnen nachfolgend die Minutes des Workshops in Danzig: 

  • Der Workshop zu Urban Mobility wurde von zwölf Stakeholdern besucht, darunter befanden sich RepräsentantInnen von Politik, Industrie und Forschung aus sieben Nationen. Die anfängliche Diskussion konzentrierte sich auf die Ziele des Weißbuchs als solche und führte zu Ideen zur Schärfung europäischer politischer Ambitionen. Die TeilnehmerInnen identifizierten wichtige Trends in ökonomischen, demografischen, technologischen und politischen Bereichen und richteten diese im Kontext der Weißbuch-Ziele auf einen breiter gefassten politischen Zeitraum aus. Die Diskussionen über Barrieren sprachen das mitunter halbherzige politische Commitment, eingeschränkte öffentliche Mittel, begrenzte Zahlungsbereitschaft, die Komplexität der Systeme und viele weitere Punkte an. Mögliche Wege vorwärts umfassten technologische Verbesserungen, steuerliche Maßnahmen, Mobilitätsmanagement, nationale und lokale Koordination, SUMPs und viele weitere. Urban Mobility minutes.
  • Langdistanzfrachtverkehr war ein anderes Thema und wurde von insgesamt neun externen Stakeholdern aus vier Ländern belegt, wobei diese die Industrie, NGOs, Behörden und die Forschung repräsentierten. Die TeilnehmerInnen diskutierten ihre Interpretationen des Weißbuch-Ziels, äußerten verschiedene Bedenken und betonten spezielle Herausforderungen wie beispielsweise begrenzte Zuständigkeiten und einen Mangel an Koordination und Förderinitiativen, speziell bei der Infrastrukturentwicklung. Trends zum Frachtverkehr wurden in 16 Untergruppen eingeteilt, dazu gehörten das Ölfördermaximum, die anhaltende Globalisierung, alternde Gesellschaft, öffentliche Förderungen und auch längerfristige Entwicklungen wie Klimawandel, Re-Regionalisierung, Lohnkosten im fernen Osten, etc. Außerdem wurde ein breites Spektrum an Barrieren und auch Strategien und Lösungsansätze diskutiert, inklusive damit verbundener politischer Richtungen. Long-distance Freight minutes.
  • Die Zukunft der Hochgeschwindigkeitseisenbahn wurde von 16 TeilnehmerInnen aus acht Nationen (inklusive der Moderatoren und Rapporteure von TRANSFORuM) diskutiert. Schnell tauchten Fragen nach Klarheit und Inhalt des betreffenden Weißbuch-Ziels auf. Beispielsweise könnte eine Multiplikation des Bedarfs oder der Nutzung (in Passagier-km) ein nützlicheres Ziel sein als eine Verdreifachung der Länge des Hochgeschwindigkeitsnetzes. Sämtliche Stakeholder unterstützten eine bessere Koordination zwischen allen Akteuren des Sektors vor dem Hintergrund der jeweilig unterschiedlichen nationalen Situationen. Sie stimmten weiters der Notwendigkeit zu, bestehende Regulierungen und Sicherheitsbestimmungen konsequenter zu exekutieren und divergierende Interpretationen zwischen verschiedenen Staaten zu reduzieren. Genauso sollten Analysemethoden von Projekten und Kosten wie auch die Informations- und Transparenzpolitik europäischer Akteure im Bereich HSR europaweit harmonisiert werden. High-speed Rail minutes
  • Ein vierter Workshop zum Thema ITS wurde von elf TeilnehmerInnen aus sieben Ländern besucht, die die Bereiche Behörden, Industrie und Forschung abdeckten. Die Stakeholder einigten sich darauf, dass sich das Ziel des Weißbuchs auf eine europaweite Integration multimodaler Reiseinformationsdienste konzentriert. Das Problem des Datenzugangs für diese Systeme findet nicht genügend Beachtung in der Debatte über einen europäischen Rahmen. Es besteht allgemein Bedarf nach einem deutlich harmonisierteren Zugang und höchste Sorgfalt beim Handling von privaten Daten. Alle TeilnehmerInnen anerkannten Eingriffsbeschränkungen, die dem Subsidiaritätsprinzip geschuldet sind, dachten aber gleichzeitig über Werkzeuge wie einen europaweiten „Code of Conduct“ nach. Viele andere Aspekte, Trends und Gegentrends, Hindernisse, Herausforderungen und – am wichtigsten – potenzielle Lösungen wurden darüber hinaus diskutiert. Details können Sie den ITS workshop minutes entnehmen.

Feedback und Lessons learned

Zum Ende des Events verteilten wir ein Feedbackformular an alle Stakeholder. Die Resultate wurden sorgfältig evaluiert und zeigen eine generelle Zufriedenheit mit der Veranstaltung, speziell im Hinblick auf ihre logistischen Aspekte. Die häufigsten Empfehlungen für zukünftige Events betrafen die Zusammenstellung der Stakeholder, den Moderationsansatz und das begleitende Briefing-Dokument. Nähere Details finden Sie in folgendem separaten Dokument.