Die Ziele des „Weißbuch Verkehr“

Langstreckenfrachtverkehr erfährt eine rapide Zunahme. Da das Potenzial für verbesserte Fahrzeugeffizienz in diesem Bereich gewissermaßen limitiert ist, stellt ein Wechsel von der Straße auf schienen- und wassergebundene Verkehrsmittel eine Schlüsselstrategie dar. So kann gleichzeitig eine Abschwächung des Klimawandels, eine Reduktion der Ölabhängigkeit und eine Entlastung des Straßennetzes erreicht werden. Dementsprechend beinhaltet das EU Weißbuch Verkehr von 2011 das folgende Ziel:

„30 % des Straßengüterverkehrs über 300 km sollen bis 2030 auf andere Verkehrsträger wie Eisenbahn- oder Schiffsverkehr verlagert werden, mehr als 50 % bis 2050, was durch effiziente und umweltfreundliche Güterverkehrskorridore erleichtert wird. Um dieses Ziel zu erreichen, muss auch eine geeignete Infrastruktur geschaffen werden.”

Nachdem erste und letzte Meile im Frachtverkehr häufig mit dem LKW zurückgelegt werden, bilden reibungslos zusammenspielende intermodale Lösungen einen Kernaspekt bei der Erreichung dieses Ziels.

Die zu treffenden Entscheidungen

Um das Ziel des Weißbuchs zu erreichen sind mehrere Gesichtspunkte zu beachten. Der Langstreckenfrachtverkehr besteht zunehmend aus internationalen Sendungen. Um einen tatsächlichen inländischen Markt für Schienen- und Wasserstraßenverkehr zu schaffen, müssen administrative und physische Barrieren überwunden werden. Zudem ist es wichtig, dass die entsprechende Infrastruktur, z.B. transeuropäische Netze und intermodale Knotenpunkte, ohne unnötige Verzögerungen realisiert werden können. Die dafür nötigen Fördermaßnahmen zu etablieren mag vor dem Hintergrund der alternden europäischen Bevölkerung schwierig erscheinen. Dementsprechend erscheint eine Umschichtung von Mitteln innerhalb des Infrastrukturbudgets vom Bereich Straße hin zu Eisenbahn- und Schiffsverkehr sinnvoll. In jedem Fall wird die Förderung von Infrastruktur aller Wahrscheinlichkeit nach auch weiterhin einen Engpass darstellen. Das macht es umso wichtiger, vorhandene Mittel effizient einzusetzen, wobei differenzierte Preisgestaltung den optimalen Mehrwert aus einem bestimmten Netz herausholen kann. Die Kombination von Push und Pull-Maßnahmen ist zur Stimulierung eines Wechsels der Verkehrsmodi unumgänglich, allerdings sorgt die Übernahme der externen Kosten durch die NutzerInnen für verbesserte Möglichkeiten zur Finanzierung von Infrastruktur.

Ansichten der Stakeholder

Um realisierbare und zielorientierte Empfehlungen abgeben zu können ist es nötig, die Ansichten und das Fachwissen der Schlüsselakteure im Bereich des Langstreckenfrachtverkehrs miteinzubeziehen. Die NutzerInnen von Verkehrsservices sind letztlich diejenigen, die darüber entscheiden welche Verkehrsmodi sie benutzen. Ihre Meinung bezüglich Kriterien, die ein erfolgreiches Verkehrsmittel erfüllen muss, ist daher besonders wichtig. Serviceanbieter, Infrastrukturbetreiber und auch öffentliche Stellen wie die Europäische Kommission können mit ihrem jeweiligen Schlüsselwissen dazu beitragen, diese Kriterien effizient zu erfüllen. Andere Stakeholder wie regionale Verwaltungen, NGOs sowie die betroffenen BürgerInnen müssen ebenfalls konsultiert werden. Ein wesentlicher Punkt innerhalb des Projekts ist es zu analysieren, wie Barrieren zur Umsetzung politischer Strategien und Initiativen überwunden werden können. Innerhalb dieses Prozesses müssen die Ansichten und Standpunkte der Stakeholder berücksichtigt werden, um ausbalancierte politische Lösungen schaffen zu können.

Stakeholder einbeziehen

Ein Hauptmerkmal von TRANSFORUM ist der Fokus auf den Stakeholder-Dialog, aus dem letztlich machbare und effektive politische Empfehlungen entstehen sollen. Im Laufe des Projekts werden einige Forum-Meetings abgehalten, jedes davon mit einer limitierten Anzahl ausgewählter Akteure. Zu diesen Veranstaltungen gehören auch ExpertInneninterviews für ein Höchstmaß an Fachwissen bezüglich der Umsetzbarkeit verschiedener politischer Werkzeuge. Um den Dialog auf eine weiter gefasste Gruppe von Stakeholdern auszudehnen, werden Online-Diskussionen und Social Media zum Einsatz kommen. Resultate werden auf Konferenzen und Seminaren in verschiedenen Teilen der Union präsentiert. Alle Stakeholder, die sich gerne in die Diskussion um die Zukunft des Langdistanzfrachtverkehrs einbringen möchten sind hiermit herzlich eingeladen, das TRANSFORUM-Team zu kontaktieren.

Unser Team

Jonas Åkerman ist Head of research bei der Division of Environmental Strategies Research (fms) bei KTH in Stockholm und hat einen PhD in Infrastruktur. Seit 1994 arbeitet er hauptsächlich an interdisziplinären Studien und Szenarien zu nachhaltigem Verkehr. Er hat einige Studien in Schweden geleitet und an vier Framework Programme-Projekten teilgenommen.

Bo-Lennart Nelldal ist Assistenzprofessor für Eisenbahnverkehrsplanung, PhD, und seit mehr als 20 Jahren Leiter der Eisenbahnforschungsgruppe bei KTH. Parallel dazu arbeitete er für die schwedische Eisenbahngesellschaft in den Bereichen Passagier- und Frachtverkehr.

Wenn Sie noch weitere Information wünschen oder sich aktiv beteiligen möchten, kontaktieren Sie uns unter: freight@transforum-project.eu